Reinhard Weiß
Laserliner CableTracerPro

Leitungssucher Laserliner CableTracerPro (und baugleiche)

Damit man beim heimischen Bohren in eine Wand nicht unliebsame Überraschungen erhält, sollte man vorher die Stelle genau untersuchen, dass da nichts im Wege ist. "Verdächtig" im Fall von störenden Elektroleitungen sind die üblichen Installationszonen (z.B. oberhalb von Steckdosen/Schaltern, am Türrahmen, waagerecht kurz über dem Fußboden oder unterhalb der Zimmerdecke). Aber schlampige Handwerker halten selbst das nicht immer ein und ziehen ein Kabel diagonal auf kürzestem Weg. Aber auch Wasser- und Heizungsrohrleitungen können sich in der Wand verstecken. Problematisch sind nicht metallische Abwasserleitungen, die schwer zu lokalisieren sind, und wenn man die anbohrt, einen Riesenaufwand für die Reparatur nach sich ziehen können.

1. Ortungsgeräte, Wandscanner

kwbZumindest zum Erkennen von metallischen Rohrleitungen in der Wand gibt es in jedem Baumarkt eine Auswahl billiger Leitungssucher, die für diesen Zweck sogar meist brauchbar funktionieren. Im Bild links ist so ein typischer Vertreter vom Typ kwb 0116-00 dargestellt (auf heimwerker-test.de Testsieger bei Einsteigergeräten, aber auf selbst.de mit "als Ortungsgerät kaum brauchbar" bezeichnet). Auf selbst.de (selbst ist der Mann) ist ein Testbericht in Zusammenarbeit mit TÜV Rheinland zu 11 ähnlichen Geräten (nur 5 davon mit "gut"), weiterere Testberichte findet man unter selbermachen.de und heimwerker-test.de. Einige Geräte können auch nichtmetallische Rohre und Hohlräume orten (über kapazitive Dichtemessung).

Zum Lokalisieren von Elektroleitungen werden jedoch höhere Anforderungen gestellt. Auch wenn sie so beworben werden, sind die meisten Billiggeräte dafür nur eingeschränkt oder garnicht brauchbar (siehe Testbericht). Entweder sie funktionieren nicht, sind ungenau oder finden ein tiefer verlegtes Kabel nicht oder lassen sich von metallischen Einbauten irritieren. Grundsätzlich funktioniert die (Elektro-)Leitungssuche bis zu einer gewissen Tiefe (beim kwb ca. 50 mm) zwar auch über den metallischen Einfluss der Kupferleitungen, aber das lässt keinen Rückschluss zu, ob es sich nicht etwa um tiefer liegende Rohre, Metallständerwerk oder Armierung handelt.

Alternativ bzw. zusätzlich wird daher noch der "50 Hz-Brumm" detektiert, den eine unter Netzspannung stehende Leitung abstrahlt. Da die meisten Geräte hierfür aber nur über eine simple LED-Anzeige (beim kwb "AC") verfügen und die Stärke des Signals nicht erkennbar ist, ist die Eingrenzung einer gesuchten Leitung damit kaum möglich. Entweder das Gerät zeigt AC an der ganzen Wand überall an oder die Empfindlichkeit reicht nicht, eine tiefer in der Wand verlegte Leitung zu erkennen. Noch dazu funktioniert das ja auch nur, wenn die Netzspannung an dem betreffenden Kabel anliegt. Bei einer über den Lichtschalter abgeschalteten Lampe wird die Zuleitung ziemlich unsichtbar. Das ist also zu unsicher, um sich darauf verlassen zu können.

Im professionellen Bereich gibt es Geräte zur Leitungssuche, die ganz anders funktionieren. Sie sind spezialisiert darauf, Leitungen in Wänden oder im Erdboden zu finden bzw. zu verfolgen, und das mit einer Reichweite von bis zu 2 m (lt. Hersteller). An Wänden kann eine Leitung auf wenige cm genau geortet werden. Es handelt sich hierbei um ein aktives Messverfahren, bestehend aus einem Sender (Generator, links im Bild unten) und einem Empfänger (Anzeigeeinheit, rechts). Der Sender wird über Messleitungen mit der Elektroinstallation verbunden, etwa an einer Steckdose, z.B. an Phase und Neutralleiter oder Erde. Er sendet mit einer Trägerfrequenz (z.B. 125 kHz) ein kodiertes Signal aus, das im Installationsnetz weiträumig verteilt wird. Der Empfänger empfängt das Signal induktiv mit unterschiedlicher Intensität, wenn man ihn über den zu erfassenden Bereich führt, wo eine Leitung verläuft. Hierzu muss die Netzspannung nicht eingeschaltet sein. Da diese Geräte eine numerische Anzeige oder eine Balkengrafik (LCD oder LED-Kette) haben, ist eindeutig erkennbar, ob das Signal stärker oder schwächer wird. Auch die Empfindlichkeit ist regelbar. Darüber hinaus erlauben solche Geräte auch noch weitere Funktionen, etwa Verfolgung von nicht leitenden Rohren bzw. Leerrohren (mit Sondendraht) oder dem Verlauf von Heizungsrohren, Lokalisierung von Kurzschluss und Unterbrechung einer Elektroleitung, oder die Zuordnung der Sicherungen im Verteilerkasten zu Stromkreisen.

CTP

Wie zu erwarten, sind solche Geräte aber sehr viel teurer. Das billigste Gerät dieser Art kostet zwar nur um 45 € (Laserliner AC-Tracer), seine Leistungsfähigkeit ist aber auch eher beschränkt (z.B. kein Display). Schon professioneller ist das Laserliner CableTracerPro (um 220 €) im Bild links. In der oberen Klasse spielen aber etwa Fluke 2042 (630-870 €) oder Beha-Amprobe AT7000-Serie (ab 1600 €). Preisstand 12/2015.

2. Erfahrungen mit dem CableTracerPro

Das Laserliner CableTracerPro (083.070A) (im Bild links) ist baugleich mit Voltcraft LSG-10 (Conrad 121944), PCE-CL 10, PEAKTECH 3435 und PANCONTROL Leitungsfinder 330.121, nur das Design ist verschieden. Die OEM-Hersteller dieser Geräte verwenden unterschiedliche Betriebsanleitungen, die man durchaus vergleichen sollte für ein besseres Verständnis. Hierbei fällt auf, dass die verwendeten Illustrationen ziemlich genau denen vom Fluke 2042 entsprechen (außer beim Laserliner, der aufwendigere Bilder verwendet), so dass man davon ausgehen kann, dass der Original-Hersteller aller dieser Geräte Fluke sein dürfte. Die günstigste Einkaufsquelle war in 11/2015 Völkner/digitalo (V358481) mit 195 € bzw. plus.de mit 190 € (Sonderpreis), beide für den Laserliner. Bei reichelt wird das Peaktech für 175 € angeboten (01/2016). Das Voltcraft hingegen kostet satte 275 €. Die Geräte haben einen geräumigen Koffer mit dem Zubehör Kabel, Tastköpfe und Klemmen, sowie dem gedruckten Handbuch.

Um das Ergebnis vorweg zu nehmen: Ich bin etwas enttäuscht von dem Gerät. Zwar kann man Leitungen finden, besser als mit den Billiggeräten aus dem Baumarkt, aber die Vorgehensweise ist etwas mühsam und man benötigt viel Erfahrung und Experimentierfreudigkeit. Das liegt weniger am Gerät als mehr an den physikalischen Gegebenheiten. Bevor man auf die konkrete Suche nach einer unbekannten Leitung geht, muss man unbedingt eigene Versuche mit bekannten Leitungsführungen machen, um sich mit der Reaktion und Arbeitsweise des Geräts vertraut zu machen. Es gibt viele Faktoren, die das Messsignal und den Suchvorgang in unvorhersehbarer Weise beeinflussen. Es gibt zwar in der Beschreibung gewisse Standard-Konfigurationen je nach Anwendung, aber letztlich muss man verschiedene Möglichkeiten individuell ausprobieren, um erfolgreiche Ergebnisse zu bekommen. Etwa bei der Frage, wo man das Signal des Senders einspeist, z.B. an welcher Steckdose bzw. welchem Lampenauslass. Oder welche Leiter man kontaktiert: Phase (L), N, PE oder externe Erde. Und welche Randbedingungen man wählt, z.B. Netzspannung oder Verbraucher/Lampen ein oder aus. Möchte man eine bestimmte Leitung verfolgen (z.B. von einer Steckdose oder Lampe), kann es sinnvoll sein, die Leitung über Schalter oder Sicherung elektrisch von der übrigen Installation zu isolieren und den Sender nach der Trennung einzuspeisen. Auch hängt das Empfangssignal teilweise davon ab, wo und wie man das Gerät anfasst bzw. hält (ausrichtet), ob man die Wand mit der Hand berührt, ob freiliegende Kabel und Leitungen in der Nähe sind bzw. verändert werden, die ebenfalls abstrahlen, etc. Dadurch ist es auch schwer, eindeutige und reproduzierbare Messwerte zum Vergleich zu bekommen.

2.1 Einspeisung des Senders

Um das Signal des Senders in das Leitungsnetz einzuspeisen, gibt es mehrere Möglichkeiten, die vom Anwendungsfall abhängen. Im Handbuch zu dem Gerät sind für die Standardfälle Empfehlungen gegeben. Um ein optimales Ergebnis zu erhalten, muss man aber einiges variieren oder ausprobieren. Grundsätzlich gibt es 2 prinzipielle Anschlussarten:

Zweipoliger Anschluss

Der Sender wird zwischen 2 Adern einer Installationsleitung (z.B. Stegleitung) geschaltet, etwa an einer erreichbaren Steckdose in der Nähe. Zunächst sollte man die Leiter L (Phase) und N (Neutralleiter) versuchen, und an die rote bzw. schwarze Messbuchse kontaktieren (Beispiel in Bild 2A unten). Es kann aber sein, dass andere Alternativen, etwa N zu PE oder L zu PE ein stärkeres Signal erzeugen. Die Abschaltung der Phasen-Leitung (über Schalter/Sicherung) kann das Signal bei Einspeisung über L verstärken, wenn es hinter der Trennstelle eingespeist wird. Der zur Abstrahlung notwendige Stromfluss in den Drähten erfolgt über die kapazitive Kopplung zwischen den Adern und parallel liegende Verbraucher. Es kann möglicherweise hilfreich sein, nicht benutzte benachbarte Adern im selben Kabel zur besseren Trennung an Erde zu legen (etwa für Kurzschlusssuche, Bild 2D unten). Die Ortungstiefe für diese Anschaltung wird mit max. 0,5 m vom Hersteller angegeben.

Um das Signal für den Empfänger zu verstärken, kann man auch versuchen, in einem stromlos geschalteten Installationszweig die zu verfolgende Leitung am entfernteren Ende zwischen L und N (wenn an L/N eingespeist wird) kurzzuschließen (Bild 2B). Dies bewirkt durch den niederohmigeren Signalweg einen stärkeren Signalstromfluss im Kabel und damit ein stärkeres Streufeld zur Suche.

Vor allem bei Kabeln mit verdrallten Adern (Schlag bei NYM) kann man die Signalstärke erhöhen, indem man die Rückleitung separat anschließt. D.h. den roten Anschluss des Senders klemmt man am Anfang des Leitungsstücks an L (oder N) an und den schwarzen Anschluss an die gleiche Ader am entfernten Ende (Bild 2C). Hierzu muss man eine passende Verlängerungsleitung benutzen, die aber möglichst weit von der gesuchten Leitung geführt werden sollte ("große Schleife", > 2 m). Auch dies ergibt einen niederohmigeren Stromkreis und damit ein stärkeres Suchfeld um das Kabel. Zusätzlich spielen ungünstige Wandeigenschaften (etwa Feuchtigkeit) keine Rolle mehr.

Einpoliger Anschluss

Beim einpoligen Anschluss wird nur 1 Ader der Installation (vorzugsweise L, oder auch N oder PE) an die rote Buchse des Senders angeschlossen, die schwarze Buchse wird hingegen an einen möglichst guten Massepunkt (Erde) kontaktiert (Bild 1A). Das kann der PE einer entfernteren Steckdose sein, ggf. über eine Verlängerungsleitung, oder die gut geerdete Wasserleitung oder Zentralheizung. Wichtig ist hier, dass eine möglichst große Leitungsschleife zwischen der gesuchten Leitung im Installationsnetz und dem Erdpunkt gebildet wird ("> 2 m"). Der Stromfluss kommt hier über die Erdkapazität der untersuchten Leitung und dem Antenneneffekt zustande. Es kann hilfreich sein, nicht benutzte benachbarte Adern im selben Kabel zur besseren Trennung an Erde zu legen (etwa für Unterbrechungssuche, Bild 1D). Auch kann die Abschaltung der Leitung (Phase) vom übrigen Installationsbereich möglicherweise bessere Ergebnisse zum Verfolgen dieser Leitung bringen. Für diese Anschaltung gibt der Hersteller eine Ortungstiefe von max. 2 m an.

Um die "komplette Installation" zu verfolgen (nicht nur einzelne Leitungen), unabhängig von Stromkreisen, macht man die Anlage am Hausanschluss stromlos (!), trennt die Verbindung zwischen PE und N an der Potentialausgleichsschiene (PAS) vorübergehend auf und speist den Sender an diesem Punkt zwischen N und PE ein (Bild 1B). So wird das Signal weiträumiger im Haus verteilt und es besteht für eine beabsichtigte Wandbohrung größere Sicherheit, auch sonst "versteckte" Leitungen an der Bohrstelle zu finden. Diesen Eingriff in die Installation dürfen aber nur Elektrofachkräfte machen!

Um nicht leitende Rohre (Leerrohre, KWL/HT-Rohre) aufzuspüren, kann man einen Sondendraht einführen und diesen verfolgen (Bild 1C). Auch Erdleitungen im Garten lassen sich verfolgen (Bild 1E) und auch Wasser- bzw. Heizungsrohre im Haus (Bild 1F).

2.2 Betriebsarten

Das Gerät hat 3 Betriebsarten:

Spannungssuche (NCV)

Dies ist die konventionelle Suchmethode über den "Brumm" der Netzwechselspannung, wie das auch preiswerte Standard-Leitungssucher machen. Gegenüber vielen einfachen Geräten hat dieses aber eine analoge LCD-Balkengrafik-Anzeige, die eine sinnvoll Eingrenzung ermöglicht. Der Sender wird hier nicht gebraucht, die Netzspannung muss natürlich eingeschaltet sein.

Manueller Betrieb (SENSE)

In dieser Betriebsart kann die Empfindlichkeit in 8 Stufen variiert werden. Für die niedrigste Empfindlichkeit werden 8 Rundbögen im Display angezeigt, für die höchste nur 1. Im Normalfall wird man immer in der höchsten Empfindlichkeit arbeiten. Wenn Sender und Empfänger aber sehr nahe beieinander sind bzw. die Feldstärke hoch ist, kann es sinnvoll sein, die Empfindlichkeit entsprechend zu verringern. Diese Betriebsart wird empfohlen für Leitung verfolgen, Leitungsunterbrechung und Kurzschluss suchen, oder für die Zuordnung von Sicherungsautomat zu Stromkreis im Sicherungskasten.

Automatikbetrieb (SIG)

Diese Betriebsart wird für Suche im Erdreich, für Heizungsrohre oder für die Kabelsonde (in nichtleitenden Rohren) empfohlen. Die Automatik scheint bei normalen Signalstärken wie im manuellen Bereich mit höchster Empfindlichkeit zu arbeiten, nur bei sehr großen Signalen wird sie die Empfindlichkeit entsprechend reduzieren.

2.3 Anwendungen

Von den Herstellern werden folgende Anwendungen/Funktionen genannt
(1 = einpolige, 2 = zweipolige Senderanschaltung, ABCDEF = Anwendungsbild unten,
nicht bei allen Baugleichheiten werden alle beschrieben):

Bei meinen Untersuchungen beschränke ich mich auf die in der Liste fett markierten Funktionen.

Meine nachfolgenden Illustrationen (Klicken zum Vergrößern) zeigen die von den Herstellern empfohlenen Einspeiseempfehlungen für den Sender, wie ich sie verstanden habe, an Hand von Installationsbeispielen. Gewisse Abwandlungen können sinnvoll sein.

Anw1A1A Anw1B1B Anw1C1C

Anw1D1D Anw1E1E Anw1F1F

Anw2A2A Anw2B2B Anw2C2C Anw2D2D

2.4 Meine Teststrecke 1: Vorversuch "im Labor"

Für einen einfachen Grundlagentest habe ich beim Sender die mitgelieferten Messleitungen zu einem Ring geschlossen, um ein Messfeld um einem Draht zu erzeugen. Ein Stück dieser Schleife habe ich geradlinig ausgelegt (="Elektroleitung") und in einer zum Draht parallelen Ebene (="Wand") in 10 cm Entfernung (="Tiefe") die Abstrahlung des Drahtes untersucht. Dieser Aufbau entspricht also etwa einem Einzeldraht 10 cm tief in einer Wand. Dann wurde der Empfänger quer zum Draht (auf "Wandebene") verschoben und die Messwerte (Signalstärke) als Funktion des Weges notiert. Der Empfänger wurde dazu etwa senkrecht zur "Wand" geführt (Normalhaltung). Man würde nun erwarten, dass bei Annäherung des Empfängers an den Draht die Signalstärke immer allmählich ansteigt und an der Position, wo der Sensor im Empfänger genau dem Draht gegenüber steht und ihm am nächsten ist, ihr Maximum hat.


trace1

Dies ist im linken Bild symbolisch dargestellt (nicht maßstäblich). Die x-Achse ist die Position des Sensorkopfs vom Empfänger, relativ zur Position des Drahtes, d.h. 0 ist die Position direkt gegenüber dem Draht. Die Signalstärke fällt mit wachsendem Abstand zum Draht zu beiden Seiten. Tatsächlich ist der Signalverlauf aber nicht so, jedenfalls nicht immer. Dazu gleich mehr.


Man kann den Empfänger in unterschiedlicher Weise über den Draht führen, um ihn zu orten (hier am Beispiel einer senkrecht in der Wand verlaufenden Leitung):

parallela) "parallel" zum Draht,rechtwinkligb) "rechtwinklig" zum Draht,senkrechtc) "senkrecht zur Wand".
Die Bewegungsrichtung des Empfängers ist immer quer zum Draht, um das Maximum des Signals zu finden. Die normale und empfohlene Haltung ist (c), etwa senkrecht zur Wand, Display nach oben. Aber auch die anderen Methoden funktionieren. Wie sich das auswirkt, hängt wesentlich vom Aufbau des Sensors im Empfänger ab, wie seine Achsabhängigkeit der Empfindlichkeitscharakteristik ist.

trace2a) Wenn man den Empfänger parallel zum Draht auf der Wandebene ("liegend") verschiebt, hat das Signal direkt über dem Draht überraschenderweise ein Minimum! Mit zunehmender Entfernung zum Draht steigt die Signalstärke zunächst bis zu einem Maximum und fällt erst dann bei weiterer Entfernung auf 0. Dies ist im Bild links symbolisch dargestellt (nicht maßstäblich). Bei der Einsattelung in der Mitte stehen die Sensorspulen im Empfänger gerade in einer solchen Position relativ zum Draht, dass nur wenige Feldlinien erfasst werden.

b) Wird der Empfänger rechtwinklig zum Draht auf der Wandebene ("liegend") bewegt, ist die Einsattelung kaum sichtbar, ähnelt also mehr dem ersten Bild oben, mit einem breiteren Maximum.

c) Wenn der Empfänger in der Normalhaltung geführt wird, also bei etwa zur Wand senkrechter Ausrichtung, ist die Einsattelung meist weniger deutlich (abhängig von der Lage des Displays relativ zum Draht bzw. abhängig von der Verlegerichtung des Drahtstücks).


Diese Eigenschaft gilt so nur bei einer Stromführung in nur einer Richtung, also bei einem Einzeldraht (Sondendraht) oder bei "einpoliger" Speisung des Senders einer Mehraderleitung. Bei "zweipoligem" Anschluss (hin und zurück im selben Kabel) ist die Einsattelung nicht erkennbar (siehe weiter unten). Wenn 2 Maxima gefunden werden, muss man sich also überlegen, ob es sich nicht vielleicht auch um 2 nebeneinander liegende Leitungen handeln könnte.

2.5 Meine Teststrecke 2: kontrollierte Anordnung von Kabeln

Zum systematischen Test habe ich mir 2 senkrechte Kabelstrecken mit je 2 m Rundkabel (NYM-J 3x1,5) bzw. Stegleitung (NYIF-J 3x1,5) auf einer gefliesten Gasbetonwand angebracht und mit einer 13 mm Gipsplatte abgedeckt. Das entspricht einer "Putzdicke" von ca. 23 bzw. 20 mm, entsprechend einer mittleren Ortungstiefe von 18 bzw. 16 mm. Auf einer waagerecht befestigten Auflage mit cm-Skala kann ich den Empfänger definiert quer zu den Kabelstücken verschieben. Die Kabel sind über 1 m Zuleitung wechselweise mit einer Verteilerdose verbunden, an der auch der Sender eingespeist wird. Der Verteiler wiederum geht mit ca. 1,5 m Kabellänge an eine geschaltete Steckdose im selben Raum. Die Anordnung kann ich wahlweise mit oder ohne zugeführter Netzspannung betreiben. In den meisten Fällen sind die Messwerte ohne Netzspannung (abgeschaltete Phase) höher, vermutlich, weil bei zugeschalteter Phase die Leitungsimpedanz durch örtliche Verbraucher (Lampen) geringer ist. Dieser Fall entspricht so in etwa der Anwendung, eine über den Lichtschalter abgeschaltete Lampenleitung (ohne Lampe) zu verfolgen. Mit dieser Anordnung kann auch der Fall der Leerrohrverfolgung mit Sondendraht nachgestellt werden. Ich habe verschiedene Testfälle ausprobiert, nachfolgend einige typische Situationen.

traceTestfall 1: Signalcharakteristik einer Stegleitung.

Die Signaleinspeisung des Senders erfolgt zwischen (vom Netz abgetrennter) Phase (L) und Neutralleiter (N) am Anfang der Stegleitung ("zweipolige" Speisung). Durch Verschieben des Empfängers quer zur Leitung ergibt sich der im linken Bild dargestellte Verlauf (untere Kurve). Das Maximum des Signals ist wie zu erwarten an der Stelle direkt über dem Draht. Wenn man die "Trennschärfe" der Messung vergleichen will, kann man beispielsweise die "Halbwertsbreite" bestimmen, wo die Signalstärke auf die Hälfte des Maximalwerts abgefallen ist. Sie beträgt hier 14 cm. Das ergibt eine Orientierung, wie genau man den Position des Drahts bei der gegebenen Tiefe bestimmen kann. Einige Unstetigkeiten im Kurvenverlauf entstehen insbesondere durch unstabile Messwerte. Der Sender arbeitet in der mittleren Leistungsstufe (L2).

Im Prinzip sehen alle Signalverläufe so ähnlich aus. Allerdings sind die "Halbwertsbreiten" unterschiedlich. Bei meinen Versuchen lagen sie im Bereich von 10 bis 21 cm (NYM/NYIF). Leider sind die Werte nicht gut vergleichbar, weil der Empfänger eine starke Nichtlinearität hat, d.h. hohe Amplituden werden komprimiert, so dass "halbe Anzeige" nicht "halbe Signalstärke" bedeutet. Damit ist die angezeigte Halbwertsbreite abhängig von der Signalstärke. Aber trotzdem dürfte der Wert praxisgerecht sein, weil man ja nicht die physikalische Signalstärke beobachtet, sondern das Verhalten der Anzeige.

Verwendet man zur zweipoligen Speisung andere Adern (N zu PE, L zu PE), sind die Ergebnisse für NYM und NYIF ähnlich. Allerdings ergab N zu PE und L zu PE (nur NYM) geringere Empfindlichkeiten (kleineres Streufeld). Beim Rundkabel (NYM) muss man beachten, dass aufgrund des Dralls (Schlag) die Feldverteilung auch entlang des Kabels wechselt. Dadurch ergeben sich unterschiedliche Amplituden, wenn man an unterschiedlichen Stellen misst.

Testfall 2: Leerrohrverfolgung (Sondendraht)

Um ein Kunststoff-Leerrohr oder eine HT-Abwasserleitung zu orten, kann man einen einfachen Draht (z.B. Ziehdraht) in das Rohr einführen und man speist den Sender zwischen diesem Draht und einer guten Erde (Wasserleitung, PE) ein. Dies wird "einpolige" Einspeisung genannt. Der Stromfluss im Draht, der über die kapazitive Kopplung zur Erde und dem Antenneneffekt entsteht, erzeugt ein Wechselfeld, das der Empfänger orten kann. Im vorigen Bild ist hier dieser Fall mit der oberen Kurve dargestellt. Obwohl der Sender im gleichen Leistungsbereich (L2) wie im 1. Testfall arbeitet, ist die Signalstärke hier wesentlich höher. Die Halbwertsbreite ist wie zu erwarten (wegen der größeren Amplitude) größer. Als Erde (Rückleiter) habe ich wie empfohlen den PE-Kontakt einer weiter entfernten Steckdose über eine Kabeltrommel kontaktiert.

In dieser Anordnung sollte die "Ortungstiefe" (max. Abstand Empfänger zum Draht) lt. Beschreibung bis zu 2 m betragen, wenn die "Erdschleife" groß genug ist und der Sender mit Maximalleistung arbeitet. Bei meiner Anordnung bin ich nur auf etwa 80 cm gekommen.

Testfall 3: Passive Spannungsdetektion (NCV)

Diese Funktion entspricht der weit verbreiteten Untersuchungsmethode preiswerter Leitungssucher, durch Detektion des "50 Hz-Phasen-Brumms". Mit dem Unterschied, dass dieses Gerät eine analoge LCD-Balkengrafik-Anzeige der Intensität hat. Leider gibt es keine numerische Anzeige und auch die Empfindlichkeit ist nicht regelbar. Im Vergleich zu konventionellen Geräten scheint mir die Empfindlichkeit geringer zu sein, und die Stabilität ist problematisch, weil ein starker Jitter überlagert ist. Hier würde man sich eine größere Signalglättung wünschen. Bei der Stegleitung ging die Anzeige in meiner Anordnung bis zum Anschlag, beim Rundkabel bis etwa 3/4 der max. Balkenanzeige. Die abgeschätzte Halbwertsbreite ist so um 30 cm. Diese Art der Suche ist ziemlich ungenau, weil auch etwa ein metallischer Türpfosten "strahlt".

2.6 Meine Teststrecke 3: Reale Anwendung

Einige praktische Testfälle habe ich im Haus untersucht. Sie sind natürlich sehr subjektiv, weil die Elektroinstallation überall anders ist. Einige grundsätzliche Erkenntnisse liefert das aber.

2.7 Besonderheiten, Hinweise

2.8 Einschränkungen, Nachteile

Während der Einarbeitung in das Gerät und seine Arbeitsweise sind mir einige Dinge aufgefallen, die ich als störend empfinde. Möglicherweise gewöhnt man sich daran bzw. kann sich darauf einstellen, oder es gibt noch Potential für Verbesserungen:

3. Messadapter

Für die Kontaktierung der Leitungen an der Elektroinstallation muss man die Prüfspitzen des Senders entweder direkt in die Steckdose stecken (und hoffen, es gibt ausreichend Kontakt und sie rutschen nicht raus) oder mittels der Krokodilklemmen, etwa für den Schutzleiter (PE). Diese Art der Kontaktierung ist aber unpraktisch und unsicher. Daher sollte man sich entsprechende Adapter besorgen oder basteln. Hier einige Ideen dazu:

4. Fazit

Insgesamt ist ein solches Gerät ganz brauchbar, Leitungen zu verfolgen, offenbar auch großräumig. Aber es scheint mir nicht ausreichend sicher, sich darauf zu verlassen, wenn man wissen will, ob wirklich kein Kabel unter genau der Stelle verläuft, an der man bohren will. In dem Fall ist es vielleicht sinnvoll, neben der normalen Signalsuche mit einpoliger und/oder zweipoliger Einspeisung zusätzlich die Spannungssuche (NCV) zu nutzen (hierzu alle Lichtschalter und Stromkreise einschalten) oder sie mit einer Metallsuche zu kombinieren, um mehr Sicherheit zu bekommen. Leider hilft das nicht viel in den Fällen, wo mehrere Leitungen nebeneinander verlaufen, weil man da nur ein (vielleicht etwas breiteres) Maximum erkennt. Man sollte also großzügige Abstände zu dem georteten Kabel einhalten. Es ist eben schwierig, zu beweisen, dass kein Kabel an der Stelle verläuft, an der man bohren will.

(erstellt 27.11.2015, ergänzt 21.05.2018)

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