Reinhard Weiß
DVB-T-Antennen

Zum Fernseh-Empfang bei DVB-T (terrestrisch) reicht oft eine kleine Stabantenne, jedenfalls in Ballungsräumen. Wie gut der Empfang an einem bestimmten Ort zu erwarten ist, kann man auf den Seiten des www.ueberallfernsehen.de abschätzen. Die Übersichtskarte von Deutschland ist (nur) als pdf herunter ladbar. In einigen Fällen ist eine Außenantenne (vorzugsweise auf dem Hausdach) erforderlich, um einen stabilen Empfang zu bekommen. Bei dieser digitalen Empfangstechnik ist es aber anders als beim analogen Fernsehen nicht so einfach, den besten Standort zu bestimmen, denn man erkennt das nicht an einem mehr oder minder "verrauschten" Bild, sondern nur daran, dass das Bild flüssig aufbaut und stabil ist oder gar nicht (oder "eingefroren") zu sehen ist.

Als Kompromiss kann man auch verstärkende Zimmerantennen probieren, die meist eine Ausrichtung direkt zum Sender verlangen. Allerdings wird es im Haus oft auch eine ganz andere Richtung sein, in die man die Antenne drehen muss, weil es da starke Reflexionen und Verzerrungen gibt. Die Empfangseigenschaften solcher Antennen lassen sich recht gut im "Antennengewinn" ausdrücken, der eine Vergleichszahl angibt, um wieviel der Empfang stärker als ein "normaler" Dipol ist. Die Maßeinheit ist das dB (Dezi-Bel), ein logarithmisches Maß, das entweder auf einen Lambda/2-Dipol (in dBd) oder auf den "isotropen" Kugelstrahler (in dBi) bezogen wird. Der Lambda/2-Dipol hat demnach einen Gewinn von 0 dBd oder 2,2 dBi. Ein Gewinn von 6 dB bedeutet eine Leistungsverstärkung um Faktor 4, 10 dB wären Faktor 10. Übliche Verstärkerantennen haben meist einen Gewinn im Bereich von 6 bis 20 dB(i). Ob man den Wert als dBd oder dBi angibt, ist hier nicht so wichtig, da der Unterschied zwischen beiden Angaben ja nur ca. 2 dB beträgt. Der dBi-Wert sieht halt besser aus. Die Verstärkung ist meist auch frequenzabhängig, so dass für UHF und VHF oft getrennte Angaben gemacht werden.

Leider geben hier viele Händler (vor allem auf eBay) die reinsten Phantasiezahlen an, die völlig unrealistisch sind. Da werden häufig nicht verstärkende(!) Stabantennen mit Gewinnen von bis zu 30 dB beworben. Den größten Blödsinn verkauft bei eBay eine Firma aus Großbritannien, die behauptet, dass ihre *passive* Antenne (NV DVA 536) 96 dB Verstärkung hätte.

Man sollte sich einerseits von solchen Phantasiezahlen nicht beeindrucken lassen, andererseits muss man auch bei Verstärkerantennen beachten, dass "Gewinn" nicht alles ist. Entscheidend ist nämlich das Signal-Rausch-Verhältnis, das bei stark verstärkenden Antennen (mit schlechten Verstärkern) so ungünstig sein kann, dass die hohe Verstärkung nichts nützt, allenfalls nur den Eingangsverstärker im Tuner übersteuert. Die preiswerteren Verstärker-Antennen haben meist auch einen Breitband-Verstärker, der alles mögliche mit verstärkt, nicht nur die TV-Sender, etwa Handy- und DECT-Signale. Bessere Geräte haben immerhin Filter für die unerwünschten Störsignale.

Die meisten Verstärker-Antennen bekommen die Versorgungsspannung (5 V) über das Antennenkabel. Dazu muss entweder der Tuner die Spannung zur Verfügung stellen (muss meist im Setup des Geräts separat eingeschaltet werden), oder man muss einen Splitter oder ein Filter zwischenschalten, in das die Spannung über ein Steckernetzteil eingespeist wird. Manche Geräte haben auch einen separaten DC-Versorgungsanschluss für 5...6 V.

Ich habe einige Antennen vergleichend untersucht und bin da auf erstaunliche Unterschiede gestoßen. Ich habe alle Antennen wechselweise an einem tragbaren DVB-T-Empfänger (X4-Tech) ausprobiert. Während im oberen Stockwerk meiner Wohnung (westlich von München, 18 km zum Sender) selbst mit der kleinsten Antenne alle 24 Sender zu empfangen sind, ist der Empfang im Erdgeschoss sehr ungünstig. Das allerdings ermöglicht einen guten Vergleich der Empfangseigenschaften der verschiedenen Antennen. Die 24 Sender arbeiten auf den 6 Kanälen 34, 35, 48, 52, 54, 56. Zur Beurteilung habe ich die Anzahl der empfangbaren Sender im Erdgeschoss abgezählt (mit Unterscheidung der Qualität/Stabilität). Die Antennen habe ich jeweils optimal ausgerichtet.

Antennentyp
Anzahl
empfangbarer
Sender
davon sehr
stabil
einfache Stabantenne mit Magnetfuß, 14 cm (auvisio)
0
0
längere Stabantenne mit Verlängerungsspule (Technisat DigiFlex TT1)
7
4
aktive Flachantenne (Schwaiger DTA3000, 16-19 dB)
10
2
32-Elemente Yagi-Antenne (Schwaiger ANT 569 TD, 6-8 dB)
21
8
aktive Stabantenne (goobay DVB-T 02, 18-21 dB)
19
14
aktive Flachantenne (Thomson ANT D210, 18 dB)
24
23
aktive Flachantenne (One for all SV9350, 15 dB)
24
24

Die Verstärkungswerte (dB) sind nach Angaben der Hersteller. Erstaunlich ist, dass die passive Yagi-Antenne trotz nur 6-8 dB Verstärkung wesentlich mehr Sender empfangen kann als die DTA3000, die 16-19 dB haben soll. Grund ist wohl der viel bessere Signal-Rausch-Abstand der passiven Antenne.

SF-9506TBei dieser Gelegenheit habe ich ausprobiert, in wie weit ein DVB-T Signal Finder (DVB-T Meter) brauchbar ist. Das batteriebetriebene Gerät hat ein Zeigerinstrument und zeigt die Empfangsstärke der DVB-T-Sender in der Antennenleitung an, ähnlich wie es das auch für Sat-Anlagen gibt und dient der leichteren Ausrichtung von Richtantennen. Das zunächst von mir benutzte Gerät (SF-9506T, zeitweise vertrieben von TELMAL.PL auf eBay für 13-25 EUR, blaues Gehäuse, eBay-Suchworte: dvb-t finder -sat) war allerdings völlig unbrauchbar. Eine Anzeige gab es selbst bei gutem Empfang nur bei aktiven Antennen, aber da gab es zusätzlich eine Selbsterregung und der Zeiger ging auf Vollausschlag. Mit dem Empfindlichkeitsregler konnte ich einen Punkt finden, wo eine passable richtungsabhängige Anzeige möglich war, aber das war zu diffizil. Da das Zeigerinstrument auch noch eine mechanische Macke hatte (Blockierung/Anschlag in Skalenmitte) und der eingebaute Kompass unbrauchbar war, habe ich das Gerät zurück geschickt. Der Verkäufer hat sogar die Rücksendekosten nach Polen übernommen, jedoch konnten wir nicht plausibel klären, warum das Gerät nicht funktioniert. Angeblich wäre das Gerät einwandfrei und ich hätte es nur falsch benutzt... Das zweite Gerät (wie auf dem Bild) hat beim Kompass übrigens das gleiche Problem, der ist einfach unbrauchbar.

(erstellt 29.02.2012, zuletzt geändert 13.11.2013, neu strukturiert 25.12.2017)

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© Reinhard Weiß 2017 - letzte Änderung: 12.10.2021 19:44 / 1