Reinhard Weiß
Fälschung: SD Speicherkarte bei eBay

SD cardEigentlich ist es müßig, darüber zu berichten. Auf eBay (und sicher auch anderen Plattformen) werden Fälschungen im großen Stil verkauft. Das weiß doch jeder. Allerdings ist es immer wieder erstaunlich, wie offenbar aufwendig solche Fälschungen manchmal erfolgen, die darauf abzielen, dass ein durchschnittlicher Käufer dies gar nicht bemerkt. Bei gefälschten Speichern (z.B. eine SD-Karte wie im Bild links), wird dafür gesorgt, dass es keine äusserlich auffälligen Kennzeichen gibt, die Argwohn hervorrufen könnten. Steckt man die Speicherkarte in den Leseschacht des PC, bekommt man auch erwartungsgemäß die korrekte Kapazität von wie hier ca. 64 GB gemeldet (Bild darunter).

SD cardSchreibt man probeweise einige Dateien auf den Speicher, geht das auch problemlos, sogar der Inhalt ist wieder lesbar :-)

Also ist doch alles ok, man kann sie doch wohl gleich einsetzen in die Kamera oder ein anderes Gerät. Das böse Erwachen könnte aber kommen, wenn einige Zeit vergangen ist und sich der Speicher weiter füllt. Denn irgendwann erfolgt vielleicht ein Schreibfehler, obwohl die Karte erst zu 1/8 gefüllt ist, oder schlimmer noch, alte Dateien sind plötzlich nicht mehr lesbar, weil sie überschrieben oder erst gar nicht gespeichert wurden, ohne dass eine Fehlermeldung entstand.

Ist man etwas vorsichtiger, wird man vielleicht vor der Inbetriebnahme wissen wollen, ob denn mit der Karte alles in Ordnung ist, dass z.B. die angegebene Zugriffsklasse stimmt. Die abgebildete Karte sollte Class 10 erfüllen, was allerdings nicht direkt drauf steht. Stattdessen steht in dem U die "1", was die UHS Speed Class U1 bedeutet. Sowohl U1 als auch Class 10 verlangen aber 10 MByte/s als Mindestschreibrate.
Es ist sehr empfehlenswert, die Schreibgeschwindigkeit zu überprüfen, weil auch da oft geschummelt wird. Gut geeignet ist dazu das Programm H2testw von c't (Heise). Das Programm kann man "portabel" installieren (d.h. ohne die Registry zu beschreiben) und schreibt den Speicher mit typischerweise 1 GByte (änderbar) großen Dateien voll. Der Inhalt ist aber nicht bei allen Dateien gleich, sondern erfolgt mit zufälligen Daten. Danach erfolgt ein Lesetest und es wird der Inhalt überprüft. Bei diesem Test mit meiner Karte fiel folgendes auf:

H2testw

SD card

Das alles deutet darauf hin, dass die Karte nicht nur defekt ist, sondern absichtlich als zu groß ausgegeben wird. Denn es ist häufig der Fall, dass die ausnutzbare Kapazität bei dieser Manipulation nur 1/8 der angegebenen Kapazität beträgt. Sehr gut dokumentiert ist das bei Wikipedia zur SD-Karte (Abschnitt Fälschungen) und auch ausgiebig bei Hubert Allgäuer auf seiner Website, wo er seine eigene Erfahrung mit einem Kauf schildert.

Die Zugriffsgeschwindigkeit hängt allerdings noch von anderen Bedingungen ab, etwa von der Schnittstelle (USB 2.0 oder 3.0), der Dateigröße oder dem Kartenleser selber. Bei kleineren Dateien sinkt die Rate. Daher ist ein etwas allgemeinerer Test mit dem Programm CrystalDiskMark sinnvoll, der verschiedene Konstellationen überprüft (dieses Programm sollte nur als "portabel" installiert werden). Das Ergebnis zu dieser Karte zeigt das folgende Bild, daneben das Protokoll.

CrystalDiskMark CrystalDiskMark

Wie man sieht, sind für alle 4 Tests die Schreib- und Leseraten katastrophal zu niedrig, weit entfernt von den geforderten 10 MByte/s (der Punkt ist wirklich ein Dezimaltrennzeichen!). Diese Karte ist Schrott. Ich habe sie gekauft für 7,99 € beim eBay-Verkäufer awell-tang, der aber 98 % positive Bewertung hat. Entweder verkauft er auch verwendbare Artikel oder die Käufer haben es einfach noch nicht gemerkt. Zumindest einige Käufer melden defekte Speicherkarten in ihren negativen Bewertungen. Bezeichnend ist seine Kommentierung dazu: "Dear customer. Thanks for your message. We will make improvement. Best regards." Auf meine Beschwerde auf Rückgabe bzw. Kaufpreiserstattung reagierte der Verkäufer zunächst nur mit einem Angebot auf Erstattung des halben Kaufpreises und war erst nach erneutem Drängen bereit, den gesamten Kaufpreis zu erstatten. Wie auch Hubert Allgäuer schon festgestellt hat, verzichtet auch dieser Verkäufer auf die Rücksendung des "defekten" Artikels, was den Verdacht auf bewusste Fälschung erhärtet. Denn ansonsten hätte er bei seinem Lieferanten ja reklamieren können und der hätte mit Sicherheit den "defekten" Artikel haben wollen.

(04.09.2018)

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© Reinhard Weiß 2018 - letzte Änderung: 12.10.2021 19:44 / 1